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Gesichter in Stein

Als ich 1989 zum ersten Mal nach Angkor Wat in Kambodscha kam, war dort alles noch sehr geheimnisvoll und viele Tempel noch unentdeckt. Besonders fasziniert haben mich seither die zahlreichen Fresken, vielfach Frauengestalten, aber auch Götter und Dämonen, die alle eine besondere Rolle in der Blütezeit des Khmer-Reiches spielten. Seither reise ich regelmäßig zu den Tempeln. Ich habe dort an TV-Produktionen mitgewirkt, eine Ausstellung u.a. mit Tempelfresken realisiert und schreibe seit einigen Jahren einen Reiseführer über Kambodscha (in der Reihe Stefan Loose Travel Handbücher).

Mit dem Projekt Gesichter in Stein – Eine „Wander“-Ausstellung möchte ich den Zauber des Entdeckens fremder Welten in meine Heimat bringen. Statt Menschen nach Kambodscha zu locken, bringe ich Kambodscha nach Rheinland-Pfalz. Fotos von Gesichtern sollen in Einzelteile zerlegt werden – analog dazu, dass sie sich im Original meist über mehrere Steinquader einer Mauer oder Wand erstrecken. Diese Fragmente werden auf Plexiglasplatten gedruckt und mit Metallösen neu verbunden. In der Natur platziert strahlen durch die Lichtdurchlässigkeit des Materials die einst vergoldeten Fresken in neuem Glanz und bekommen durch die mobile Installation neue Lebendigkeit. Die Installationen werden entlang eines Wanderweges präsentiert; mal versteckt, mal offen von zwei Seiten sichtbar. Der Weg hat eine Länge von etwa 5 km.

Es geht durch lichten Birken- und Buchenwald ins dunkle Tannenholz. Weiter über eine abgeholzte Fläche an Wiesen entlang bis zu einem verwunschenen von Moos bewachsenen Waldstück. Anschließend führt der Weg durchs Oberdorf, vorbei an jahrhundertealten Steinmauern zurück zu Burg. Insgesamt 8 verschiedene Installationen sollen gezeigt werden. Einige nur 30x30 cm groß, andere bis zu 1.80 m hoch und breit.

Den Schlusspunkt der als „Wander“-Ausstellung konzipierten Präsentation bildet der Besuch „klassischen“ Ausstellung: Hier werden die Fresken den Tempeln zuordnen, in denen sie zu finden sind. Um etwas besser zu verstehen, welche Bedeutung die Bildnisse haben, sollen Texte mit wenigen Worte ihre Geschichte erzählen.

Andrea Markand / Beschreibung für das Projektstipendium Kultur-Sommer RLP 2020

 

Das Projekt

Die Idee

Eine Installation: Basierend auf Fotos jahrhundertealter Fresken aus den Tempeln von Angkor (Kambodscha), die entlang eines Wanderweges im Giebelwald präsentiert werden. Wir können nicht in die verwunschene Tempel reisen – also kommen die Fresken zu uns und verstecken sich wie einst im Dschungel unter dichten Blättern. 

Gedruckt auf Acrylglas, werden Fotografien von Steingesichtern und -figuren teils originalgetreu, teils neu kombiniert zusammengesetzt. Das lichtdurchlässige Material und eine mobile Installation verleihen den abgebildeten Fresken einen unwirklichen Zauber. Eine Einladung, im Hier und Jetzt das Fremde und Vergangene zu entdecken. 

Die Realisation

Ich habe ein Stipendium für das Projekt breantragt und es wurde bewilligt. Das Budget ist knapp, aber immerhin ein guter Anfang. Nun geht es los. Im ersten Schritt werde ich Probedrucke herstellen und Vorlagen erarbeiten. Zudem erprobte ich mögliche Aufhängesysteme.

Im zweiten Schritt, der im Sommer 2021 folgen soll, werde ich versuchen Sponsoren zu finden, um weitere Exponate zu drucken und die Präsentation im Wald wahr werden zu lassen. 

Die ersten Schritte

Im ersten Schritt lasse ich einen Prototyp auf Acrylglas drucken: Die Schöne nach einer bereits existierenden Vorlage, die ich für eine andere Ausstellung vor einigen Jahren für die Ausstellung Naa Hin erstellt habe. 

Das Resultat gefällt: Das Bild strahlt in der Sonne (real mehr als auf dem Foto). Nun suche ich weitere Vorlagen für mögliche Drucke. 

Vorlagen finden

Jetzt geht es auf den Dachboden: Es gilt 6x6 Negative aus den ersten Jahren meines Reiselebens zu finden. Stunden später kann ich endlich die Negative zur Digitalisierung einschicken. 

Stunden-/tagelang bearbeite ich in den Tagen darauf die Scans und experimentiere herum. Leider eignet sich nur Garuda und möglicherweise zwei Apsaras (aus Angkor Wat) aus dieser Reihe für das Projekt. 

Das Auseinandernehmen der Vorlagen in Steinfragmente ist weniger gut möglich als erhofft. Problem ist die tatsächliche stets andere Größe und starke Verschiebung der Steine im Original, und damit die Möglichkeit, sie in Einzelteile zu zerlegen und anschließend auf Acryl zu drucken. Zudem wird es eine Finanzierungsfrage, denn die Standardmaße passen nicht und individuelle Größen werden unbezahlbar. 

Die richtige Präsentation

Die Sonne scheint, also nutze ich die Zeit mir über die Präsentationsform Gedanken zu machen. Holz und Stein können als Halterungen dienen. Ein alter Balken aus unserem alten Haus (Bj. 1750) eignet sich perfekt. Jetzt heißt es schleifen, schleifen, schleifen. 

Der zweite Probedruck

Da die Auswahl noch immer nicht ausreicht, um gute Vorlagen zu bauen, bin ich noch mal ins Archiv gestiegen und habe alte Foto-Dia-Negative aus der vordigitalen Zeit gesucht und nach Tagen gefunden. Ich habe eine kleine Auswahl zum Scannen gebracht, aber gut sieht das nicht aus. 

Die Garuda-Vorlage ist fertig und ein Probe-Plexiglas-Druck in Auftrag gegeben. Ende des Monats ist er fertig. Wenn dieser Druck in groß realisiert wird (also etwa 1,60 m Höhe), kann er direkt an einer Steinmauer angebracht werden. 

Aus 2 1/2 mach 2

Immer noch erstelle ich am Computer Druck-Vorlagen. Etwa die Apsaras aus dem Tempel Angkor Wat. Um das Reliefs als eine Einheit zu präsentieren, muss aus einem Bild mit 2 1/2 Tänzerinnen ein Bild mit 2 Tänzerinnen werden. Auch ein neues Seitenrelief muss angesetzt werden. 

Ein Schnitt in Stein (und Hand)

Immer noch steht die Frage im Raum, wie ein Acryldruck auf/an einem Stein befestigt werden kann, wenn er drauf stehen soll. Optisch können der Stein und der Druck so zu einer Einheit verschmelzen, wie es auch in den Tempeln der Fall ist. Habe von Reisen unterwegs in Albanien noch einen Sandstein aus einem Steinbruch. Er passt 100% als Standbein für den kleinen Garuda. Ich probiere eine Rille zu fräsen, in die der Druck eingepasst wird. 

Dabei verletze ich mich :-) herbe Schnittwunde an der Hand … werkeln und bauen fällt aus für eine Zeit. Aber am Computer ist ja auch genug zu tun. Drei Printvorlagen gilt es fertigzustellen. Den Stein habe ich aber noch fertig bearbeiten können und Garuda steht nun ganz allein. 

Das geteilte Gesicht

Die Digitalisierung der Dias und Fotos ist fertig. Erneut versuche ich die Idee des Auseinandernehmens umzusetzen. Aus einem Gesicht konnte ich zwei Steine extrahieren. Daraus könnten zwei Drucke entstehen, die in der Installation wieder zusammengesetzt werden. 

4 Steine und eine Apsara

Eine der neu digitalisierten Apsaras eignet sich endlich, um sie in Steinquader zu zerlegen. Dafür muss die Vorlage bearbeitet werden, die Steine in ihrer Größe werden verändert, aufgefüllt, ergänzt, Fugen kommen hinzu, Fugen verschwinden. 

Erst jetzt sieht man, wie unterschiedlich sich die Steine im Laufe der Jahrhunderte verfärbt haben (der obere erscheint gelblich). Ich verzichte auf eine Farbkorrektur und gebe die Bilder in den Druck. 

Holzstele und Apsaras

Ich denke weiter über die Installation mit Balken und Stein nach. Dafür würden sich die beiden Apsraras aus Angkor Wat eignen. Brauche dafür aber noch eine passende Präsentationsform. 

Um zu visualisieren, wie die Installation aussehen könnte, bastele ich eine Fotomontage. Stünde das so im Wald, sähe das sicher gut aus. An der Fixierung arbeite ich noch. 

Das Blumenmädchen

Der Druck der vier Steine ist da. 

Die vier Steine verbinde ich nun mit selbst gefertigten Metallringen. 

Das Bild leuchtet, wenn Licht einfällt. Die Installation „Das Blumenmädchen“ verspricht sehr gut auszusehen im Wald. Sie kann freischwebend an einem Baum oder auch an einer Mauer aufgehängt werden. 

Ein Stahlrahmen für die Schöne

Eine Frage, die sich mir nun stellt: Wie lange werden die Bilder draußen wohl gut aussehen, wenn sie Wind und Wetter ausgesetzt sind? Ich sollte das diesen Herbst/Winter ausprobieren. 

Idee für das Gesicht „Die Schöne“: Einen Stahlrahmen schweißen, die dem Gesicht einen Rahmen gibt. Dank meines „Supernachbarn“ bekomme ich schnell Hilfe. Nachdem ich die Metallstangen gekauft habe, zeigt er mir, wie es geht und los geht‘s: Ich baue eine Halterung aus Stahl und werde dann den darin fixierten Druck Regen und Sonne und ggf. sogar Schnee aussetzen. Dann wird sich zeigen, ob man eine Ausstellung nur temporär oder für länger machen kann. 

Die Ausstellung 2021/2022

Geplant ist, die Installation mit den fertigen Elementen „Die Schöne“, „Garuda“, „Das Blumenmädchen“, „Zwei Apsaras in Angkor Wat“ und das „Zweigeteilte Gesicht“ 2021/2022 in der Natur zu präsentieren. Es braucht noch etwas Geld und Zeit, aber der Grundstein ist gelegt.